hda/dpaBerlin/Hamburg - Die Liste der Anwendungen ist lang: Die Chemikalie Bisphenol A (BPA) steckt in Lebensmittelverpackungen, in CDs, Plastikgeschirr und lange Zeit auch in Babywaren wie Fläschchen und Schnullern. Doch lang ist auch die Liste der gefährlichen Nebenwirkungen, die Mediziner der Substanz zuschreiben. BPA steht im Verdacht, Erektionsstörungen, Diabetes, Brustkrebs, Fettleibigkeit und Schädigungen des zentralen Nervensystems auszulösen. Zumindest in Babyflaschen ist BPA bereits EU-weit verboten.
Doch die umstrittene Chemikalie ist weiter in vielen Kassenbons enthalten. Darauf macht das Greenpeace-Magazin aufmerksam, das eine Studie dazu in Auftrag gegeben hatte. Sieben von acht Einkaufsquittungen enthielten demnach Bisphenol A (BPA) oder das verwandte Bisphenol S (BPS). Die nachgewiesenen Mengen überschritten teilweise den Tagesrichtwert, den ein schlanker Erwachsener laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit aufnehmen sollte.
Eine Gefahr für Erwachsene besteht jedoch nicht: Beim Berühren der Bons werden nämlich nur sehr viel geringere Mengen frei. Allerdings sollten Eltern ihren Kleinkindern keine Kassenbons zum Spielen geben, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin.
Seit längerem ist bekannt, dass BPA in Bons, aber auch anderen Thermo-Papieren wie Fahrkarten oder Parktickets, vorkommt und dort nicht fest gebunden ist. Die Chemikalie ist weder hochgiftig noch gibt es Hinweise, dass sie Krebs auslöst. Aber sie kann ähnlich wie das Hormon Östrogen wirken. Forscher fanden zudem Anzeichen dafür, dass sie die Reifung des Gehirns von Ungeborenen und Kleinkindern schädigen kann.
BPS unterscheidet sich chemisch nur geringfügig von BPA, ist aber schlechter erforscht. Wegen des seit Jahren anhaltenden Streits um mögliche Gesundheitsgefahren durch BPA sind viele Anbieter auf BPS als Ersatzstoff umgestiegen. Ebenso wie das Umweltbundesamt beurteilt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung dies kritisch: "Mit Blick auf die fehlenden Daten ist Bisphenol S nicht als geeigneter Ersatzstoff anzusehen", sagte eine Sprecherin. Der einzige Anbieter, dessen Kassenbons im Test keine der beiden Substanzen enthielten, wollte laut Greenpeace Magazin nicht verraten, wie er seine Quittungen herstellen lässt.