Verdorrte Äcker nicht nur in weiten Teilen der Vereinigten Staaten, sondern auch in der Region um das Schwarze Meer, geringe Monsunregen in Indien und Hunger in weiten Landstreifen Afrikas – dieser Mix wird die Preise im nächsten Jahr nach oben treiben.
»Die diesjährigen Wetterkapriolen führen zu einer schlechten Ernte, in den USA vor allem beim Mais und in Russland bei Sojabohnen«, warnte kürzlich Philippe Pinta vom französischen Bauernverband.
Halten diese klimatischen Bedingungen über dieses Jahr hinaus an, könnte es nach Ansicht von Branchenanalysten zu einer Wiederholung von 2007/2008 kommen, als die Lebensmittelpreise um mehr als sechs Prozent auf ein 25-Jahres-Hoch kletterten.
Wie die Vereinten Nationen meldeten, hatten die Preise ein Jahr später ein 30-Jahres-Hoch erreicht; im Dezember 2010 übertraf der Preisindex für Lebensmittel den bisherigen Höchststand von 2008, bevor er dann im Oktober 2011 auf ein Dreimonatstief abrutschte.
Laut Informa, einem Marktforschungsinstitut aus Memphis im US-Bundesstaat Tennessee, ergab eine Studie auf der Grundlage der Lebensmittelpreisentwicklung der vergangenen 20 Jahre, dass dafür vor allem nicht-landwirtschaftliche Kosten wie »Rekord-Ölpreise und die weltweit steigende Verbrauchernachfrage, besonders bei der entstehenden Mittelschicht in Afrika« verantwortlich waren. So berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Das hatten wir schon mal
Heute beeinflusst eine ähnliche Kombination die Lebensmittelpreise weltweit, noch verschärft durch die Wetterbedingungen.
Der Ölpreis ist zwar in den letzten Tagen wieder etwas gefallen, aber trotzdem bleiben die Preise hoch, trotz sinkender Nachfrage vor allem aus den USA, dem größten Ölverbraucher der Welt. Der hohe Ölpreis schlägt sich in höheren Preisen für die Kraftstoffe nieder, die Landwirte für die Ernte und den Transport ihrer Güter zahlen müssen.
Noch immer hat die Dürre den Mittleren Westen der USA fest im Griff. Die Maisproduktion ist laut US-Landwirtschaftsministerium auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren gefallen. Vor allem Ausfälle bei Mais und Sojabohnen werden die Preise steigen lassen.
Gleichzeitig lagen in Indien die Monsun-Niederschläge bis Mitte August mehr als 15 Prozent unterdem normalen Wert. Infolgedessen werden die Reispreise in Asien in den nächsten Monaten voraussichtlich um bis zu zehn Prozent steigen.
Auch Teile der Sahelzone in Afrika sind von einer Dürre betroffen, die Nahrungsmittel werden knapp. Wie die Hilfsorganisation World Vision Australia meldet, sind 18 Millionen Menschen in Niger, Mali, im Tschad, in Mauretanien und im Senegal dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Wenn sich die Bedingungen nicht ändern, »könnten sie die Ernteaussichten beeinträchtigen und sich auf die Preise von Grundnahrungsmitteln auswirken«, betonte der indische Landwirtschaftsminister Kuruppasserry Varkey Thomas in der Bangkok Times.
Schon jetzt herrscht bei einigen Gütern eine Preisinflation.
»Die Getreidepreise sind sprunghaft gestiegen, der Preis (für Mais) ist seit dem 1. Juni um fast 40 Prozent in die Höhe geschnellt«, bemerkten Strategen bei der Maklergesellschaft CM-CIC. In den USA ist der Preis für Hackfleisch und anderes Fleisch bereits gestiegen, ebenso die Preise für einige Milch- und Maisprodukte.
Ein gewisser Grund zum Optimismus, etwas Spielraum
Allerdings äußern sich nicht alle pessimistisch über steigende Lebensmittelpreise. Analysten derUN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO erwarten nach eigenen Angaben, dass die Reisernte die »hervorragenden Ergebnisse« der letztjährigen Ernte noch übertreffen wird, obwohl die Behörde ihre Schätzung der Produktion von ungeschliffenem Reis von ursprünglich 732 auf 725 Millionen Tonnen gesenkt hat.
Dennoch ist klar: Die Ernten werden dieses Jahr weltweit beeinträchtigt. Entsprechend ertönt der Ruf nach Maßnahmen, durch welche die Nahrungsmittelversorgung auf jede nur mögliche Weise gesteigert werden kann.
So könnten beispielsweise die USA das Ethanol-Mandat aussetzen, sagt FAO-GeneraldirektorJosé Graziano da Silva aus Brasilien.
»Eine sofortige zeitweise Aufhebung« des Mandats, wonach ein erheblicher Teil der Maisernte für Biosprit verwendet werden muss, »würde dem Markt eine gewisse Atempause verschaffen, ein größerer Teil der (Mais-) Ernte könnte als Lebensmittel oder Futtermittel verwendet werden«, schrieb er in der Financial Times.
Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen. Eine Studie der Purdue University, die Anfang August veröffentlicht wurde, ergab, dass sich die Aufhebung des Mandats positiv auf die Preise auswirken würde, weil das Angebot größer würde. Der Vorschlag klingt wie eine Selbstverständlichkeit, aber vergessen Sie nicht: Wir reden hier über Washington, D.C.
Quellen:
Homeland Security News Wire
Bangkok Post
REUTERS
Food and Agriculture Organization of the United Nations
AG WEB