http://programm.ard.de/TV/phoenix/der-preis-der-rose/eid_287258092044069?list=now
Die Rose als Symbol der Liebe wird weltweit milliardenfach verkauft. Die Blumen kommen vor allem aus Kenia, Ecuador oder Äthiopien. Für 800 Millionen Euro pro Jahr importiert die EU Schnittrosen aus Afrika oder Lateinamerika. Wie ist es möglich: Blumen werden um die halbe Welt geschickt und dennoch kostet ein Strauß Rosen im Supermarkt nur 1,99 Euro! Der wichtigste Rosenzüchter weltweit hat seine Heimat in Sparrieshoop in Schleswig-Holstein, wenige Kilometer nördlich von Hamburg. Seit über 100 Jahren züchten Wilhelm Kordes Söhne die "Königin der Blumen".
Über mehrere Generationen hinweg belieferte der Familienbetrieb die Gärtnereien der Umgebung. Heute ist Kordes vor allem in Übersee tätig. Die Firma hat sich völlig vom deutschen Markt unabhängig gemacht und beliefert Rosenproduzenten vor allem in Afrika und Lateinamerika mit ihren Züchtungen. Besonders in Kenia, dem wichtigsten Rosenexportland, ist Kordes präsent. Mehrmals im Jahr fliegen die Kordes an den Naivasha-See, Zentrum des kenianischen Rosenanbaus.
Inzwischen haben sich fast 100 Rosenfarmen rund um den See angesiedelt, die täglich Millionen Rosen für den Export produzieren - unter oftmals fragwürdigen Bedingungen. Die Arbeiter werden meist mit 30 bis 40 Euro im Monat bezahlt. Das ist auch in Kenia zu wenig, um davon eine Familie zu ernähren. Die Arbeiter klagen zudem über den dauernden Einsatz von Pestiziden, der bei ihnen immer wieder zu schweren gesundheitlichen Schäden führe. Der Naivasha-See, so erzählen Umweltschützer, ist von den Rosenfarmen und den wilden Arbeitersiedlungen, die um die Farmen entstanden sind, ruiniert. Der Wasserspiegel ist gesunken, das Wasser durch die Abwässer aus den Farmen nicht mehr trinkbar.
Der Autor Michael Richter hat sich mit einem Kamerateam auf den Weg gemacht, um der Spur der Rosen zu folgen. Von der Züchtung in Sparrieshoop über die Rosenfarmen am Naivasha-See bis zur Vermarktung auf der größten Blumenauktion der Welt im holländischen Aalsmeer. Bei dieser Spurensuche zeigt sich deutlich, wer von dem globalen Geschäft mit Schnittrosen profitiert - und wer zu den Verlierern gehört. "Die deutschen Gärtner haben keine Chance", erklärt John Kordes. "Die Energie ist bei uns viel zu teuer und niemand kann die Mengen produzieren, die heute auf dem Markt gefragt sind."
|