Facebook ist ein Phänomen: 845 Millionen Mitglieder weltweit(steigend), zwei Milliarden Dollar Jahreseinnahmen und ein geschätzter Marktwert von 50 Milliarden Dollar. Staatliche Behörden haben in Facebook einen Goldschatz an Informationen entdeckt, den es zu heben gilt. Trotzdem steht das Unternehmen immer wieder für seine Datensammelwut in der Kritik. Viele rätseln nun, ob das "social network" von der CIA aufgebaut wurde.
Auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung ist heute ein Artikel über Facebook zu lesen. Unter dem Titel "Passwort zum Job" schreibt der Autor Moritz Koch über amerikanische Firmen, die von ihren Bewerbern die Facebook-Zugangsdaten fordern, um deren Hintergrund zu überprüfen. In den USA werden in Bewerbungsunterlagen Angaben zu Religion, Alter oder Wohnort gestrichen, da Firmen Bewerber wegen persönlicher Merkmale nicht ablehnen dürfen.
Anderes Spiel in Großbritannien: Dort wurde dem Jugendlichen Azhar Ahmed ein Kommentar auf Facebook zum Verhängnis, in dem er harte Worte über den Tod sechs britischer Soldaten in Afghanistan äußerte:
"People gassin about the deaths of Soldiers! What about the innocent familys who have been brutally killed.. The women who have.been raped.. The children who have been sliced up..! Your enemy’s were the Taliban not innocent harmful familys. All soldiers should DIE & go to HELL! THE LOWLIFE FOKKIN SUM! gotta problem go cry at your soldiers grave & wish him hell because thats where he is going.."
Der 19-Jährige wurde verhaftet und wegen "racially aggravated public order offences", zu deutsch "rassistische Übergriffe auf die öffentliche Ordnung", angeklagt. Wer sich hier noch keine Sorgen um die freie Rede in Großbritannien macht, der sollte einen Blick auf das neue Anti-Terror-Gesetz werfen, dass die britische Regierung gerade durchdrücken will. Mithilfe des Gesetzes kann der Staat sämtliche private Kommunikation überwachen, darunter soziale Medien wie Facebook.
Es wird noch besser: Seit Juni 2011 hat Facebook eine Gesichtserkennungssoftware implementiert, mit deren Hilfe es die Gesichter seiner Mitglieder vermisst. Es reicht, wenn ein Foto des Nutzers mit dessen Namen gekennzeichnet wird - schon kann Facebook sämtliche Fotos nach dem entsprechenden Menschen durchsuchen. Die Daten gehen dann in die USA und werden dort gespeichert, selbst wenn sie vom Nutzer gelöscht wurden.
Bestes Beispiel ist der Jurastudent Max Schrems, der Gründer der Initiative "Europe versus Facebook". Er nutzte lange Zeit Facebook, dann wurde er misstrauisch, löschte vieles und forderte seine Daten an. Das Ergebnis: Er bekam 1200 Seiten zugeschickt, nichts von seinen Daten war gelöscht und Facebook verfolgte mittels Cookies sogar das komplette Internetverhalten von Schrems. Persönlichste Nachrichten an Freunde über "psychische Probleme", "Homosexualität" und "Magersucht" waren nicht gelöscht.
Nun wurde bekannt, dass das FBI soziale Medien wie Facebook mittels neuer Technologien besser überwachen will und dazu Vertragspartner in der Wirtschaft sucht. Bisher wurde das Netzwerk nur manuell überwacht, nun soll dies ein neues System vollautomatisch erledigen.
Wer das Phänomen Facebook wirklich verstehen will, muss zu dessen Anfängen zurückgehen. Im Film "The Social Network" wird von 500.000 Dollar berichtet, die der Gründer Mark Zuckerberg von dem Investoren Peter Thiel im Juni 2004 erhält. Verschwiegen werden jedoch die 12,7 Mio. US-Dollar, die im Jahr 2005 von der Investmentfirma Accel Partners folgen.
Der Manager dieser Firma, James Breyer, war Vorstandsmitglied in der "National Venture Capital Association", dem Verband der amerikanischen Risikokapitalfirmen. Im Vorstand war auch der Manager der Firma In-Q-Tel, Gilman Louie. In-Q-Tel wurde von der CIA gegründet und beschäftigt sich mit Data-Mining, das heißt dem Sammeln von Daten.
Breyer war außerdem in der Geschäftsführung der Firma BBN Technologies, die neben anderen Firmen für den Aufstieg des Internets verantwortlich war. In dieser Firma war auch Louie tätig und eine gewisse Dr. Anita Jones, die zuvor als Beraterin des Verteidigungsministers und für die DARPA, eine Forschungsbehörde des Verteidigungsministeriums, tätig war.
In der DARPA arbeitete sie für das Information Awareness Office (IAO). Aufgabe dieser Abteilung war es nach dem 11. September, aus einer Datenbank alle vorhandenen Informationen über Bürger der Vereinigten Staaten zu suchen und diese auf verdächtige Muster auszuwerten.
Die Behörde gibt ihre Aufgabe so an:
"The DARPA Information Awareness Office (IAO) will imagine, develop, apply, integrate, demonstrate and transition information technologies, components and prototype, closed-loop, information systems that will counter asymmetric threats by achieving total information awareness useful for preemption; national security warning; and national security decision making."
Die Nachrichtendienste sind im Venture- und Internetbereich stark involviert, wie die Seilschaften zeigen. Sie haben ein starkes Interesse an den Daten der Bürger und fördern technische Entwicklungen im Kommunikationsbereich. Bewiesen ist zwar nichts - trotzdem ist es gut möglich, dass die Dienste ihre Finger im Spiel haben.
Bestes Beispiel ist Google: Das gleiche Spiel wird dort von den Nachrichtendiensten zugegeben. Zuletzt wechselte Regina Dugan, die Chefin von DARPA, ganz offiziell ihren Arbeitgeber und heuerte bei Google an. Und 2010 musste sich die Suchmaschine entschuldigen, da die Steet-View Autos versehentlich WLAN-Netze abhörten und private Informationen sammelten.
Warum sollte es bei Facebook anders sein?
orwellschewelt.blogspot.de
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